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Historie
Die Entwicklung der
Wasserkunstanlage "Paradies"
Pläne zur Einrichtung einer
Parkanlage
auf der Friedrichshöhe gab es seit dem Jahre 1902, nachdem die Stadt
das Grundeigentum des "herrschaftlichen Spitalfonds" erworben hatte. Durch
gezielte Planung sollte dort ein einheitliches Villen- und Parkgebiet entstehen.
Zum 50jährigen Regierungsjubiläum des Großherzogs Friedrich I.
regte
Bürgermeister Reinhard Fieser an, zu dessen Ehren den Friedrichspark zu
konzipieren. Eine "große Terrasse mit Laubengang und Wasserspiegel" sollte
entstehen, etwas "besonderes und außergewöhnliches" geschaffen werden.
Ein Plan
mit perspektivischer Ansicht wurde erstellt sowie ein Kostenvoranschlag, der ein
Finanzvolumen von 40.000 Mark vorsah. 1910 diskutierte man das Vorhaben erneut;
das Projekt von Richard Riemerschmid sah Kosten von über 54.000 Mark voraus.
Der
Erste Weltkrieg machte alle Pläne zunichte. Bis in die 1920er Jahre blieb das
Areal eine mit Baumgruppen bestandene, von zwei Fahrstraßen und mehreren
Fußwegen durchzogene Wiesenfläche mit schönem Blick zur Rheinebene und auf den
Schwarzwald. Im Dezember 1921 fand eine Geländebesichtigung statt, die
Gestaltung des Parks sollte durch den Verkauf von Bauplätzen finanziert werden.
Der
Kontakt mit Max Laeuger in Karlsruhe wurde hergestellt, dessen Entwürfe im
Februar 1922 den ungeteilten Beifall des Stadtrates fanden.
Die Oberrheinische
Immobilien AG in Freiburg erklärte sich bereit,
die Anlage nach den Plänen Laeugers auszuführen. Als Gegenleistung erhielt die
Gesellschaft das Besitzrecht auf die angrenzenden, in die Anlage architektonisch
einzubeziehenden Bauplätze. Zwölf Villen sollten gebaut werden, deren
architektonische Ausgestaltung genau festgelegt wurde. Max Laeuger wollte auf
der Friedrichshöhe ein Gesamtkunstwerk aus Architektur- und Parklandschaft
schaffen. Zwischen 1922 und 1925 entstand die Garten- und Wohnanlage „Paradies".
Die Einweihung durch Oberbürgermeister Fieser und den Stadtrat fand am 31.
Oktober 1925 statt, die Freigabe für die Öffentlichkeit einen Tag später.
Für
die Namensgebung hatte sich der Stadtrat bei einer der Einweihung
vorausgegangenen Ortsbesichtigung entschlossen.Die Anlage ist auf die Altstadt mit der
dominierenden Stiftskirche ausgerichtet. Die Achse ist nach dem Vorbild
italienischer Renaissancegärten wie etwa dem der Villa Farnese in Rom als
Wassertreppe ausgebildet. In sanft abfallenden Kaskaden überwindet das Wasser
neben 40 Meter Höhenunterschied auch die Zeppelin- und Prinz-Weimar-Straße.
Zwei architektonisch gefasste, als künstliche
Tropfsteinhöhlen
angelegte, sprudelnde Wandbrunnen begleiten den Flaneur auf seinem weiteren Weg
hinab. Das Wasser wird an der Bernhardstraße in einem großen, halbrunden Brunnen
mit drei Schalen aufgefangen.
Die
Gliederung mit Treppen und Terrassen, die beiderseits der Wasserspiele
hangabwärts verlaufenden Wege, die angrenzenden paarweise und symmetrisch
angeordneten, von Gärten umgebenen Villen im sachlich-schlichten Baustil der
1920 und 1930er Jahre sowie die ausgewogene Bepflanzung mit Hecken, Stauden und
Blumen schaffen das einzigartige Ambiente einer harmonischen Garten- und
Parkarchitektur.
Die bis heute als
Landschaftsgarten unter Denkmalschutz stehende
Wasserkunstanlage war mehrfach in ihrem Bestand gefährdet.
Aus
finanziellen Gründen konnte Max Laeuger beispielsweise den im 16. Jahrhundert
in den Gärten der Villa Farnese verwendeten Tuffstein nicht verarbeitenlassen.
Brunnen und Kaskaden errichtete man aus Sparsamkeitsgründen nicht mehr wie in
der Gönneranlage in Naturstein, sondern in Stampfbeton mit Vorsatzbeton als Gesteinsimitation; da keine
Natursteinoberflächen verwendet wurden, gibt es auch keine Dehnungsfugen in den
Mauern.
Die
Materialwahl erwies sich im Laufe der Zeit als wenig glücklich. In Risse
eindringendes Wasser verursachte große Schäden und zerstörte große Teile des
Putzes.
Mehrfach
mussten die Becken neu abgedichtet werden; auf den Wegen floss das
Oberflächenwasser unkontrolliert und beschädigte sie des öfteren.
So ist es kein
Wunder, dass in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
aufgrund des schlechten baulichen Zustandes ein Abbruch der
Anlage
diskutiert wurde; auch erwog man eine Aufgabe der Wasserspiele zugunsten einer
Bepflanzung der Becken. Die vernachlässigte gärtnerische Pflege der Anlage gab bis in die 1980er Jahre Anlass zur Kritik, so dass zeitweise von einem "Aschenputteldasein"
oder "Dornröschenschlaf" des Paradieses die Rede war.
1983/84
endlich wurde die Anlage unter hohem Kostenaufwand nach alten Plänen
erstmals saniert. Bäume wurden gefällt bzw. gestutzt, andere neu gepflanzt, die Beete neu gestaltet. Die
Wasserkaskaden wurden restauriert.
Bis heute bedarf "Das Paradies"
steter Pflege sowohl hinsichtlich seiner Konzeption als Landschaftsgarten wie
auch seiner architektonischen Substanz.
Während der Bauphase
und nach der Fertigstellung der Wasserkunstanlage Paradies nach 1925, beschäftigte die
Stadt Baden-Baden zur Beaufsichtigung und Pflege der Wasserkunstanlage
Paradies eigens einen Wärter. Das Foto von 1928 zeigt die Familie des
amtlichen Paradieswärters.